Dieser Artikel soll ein echtes nordhessisches Original würdigen: die Ahle Wurscht. Und er soll die Ahle Wurscht denen näher bringen, die sie vielleicht noch nicht genießen konnten.
Wer im Norden Hessens aufgewachsen ist, der hat seit seiner frühesten Kindheit Erinnerungen an die »Ahle« und »Stracke«. Im Winter wurde (und wird immer noch) geschlachtet. Der Schlachttag beginnt mit frühem Aufstehen und kalten Füßen. Die traditionelle Hausschlachtung ist ein Ereignis, bei dem es nicht nur um die Wurst geht, sondern auch das gesellschaftliche und familiäre Miteinander eine große Rolle spielt.
Unter anderem entsteht am Schlachttag auch die original nordhessische Ahle Wurscht. Aber eigentlich entsteht sie viel später. Denn in ihr steckt vor allem eines: Zeit. Davon braucht sie eine ganze Menge. Denn erst beim Reifen entfaltet sie ihr unverwechselbares Aroma.
Einen hervorragenden Eindruck vermittelt das Portrait »Nordhessische Ahle Wurscht« vom Slow Food Deutschland e.V.:
Die Lektüre ersetzt natürlich keine Wurstprobe. Wer auf der Suche nach seiner »Ahlen« ist, der findet sie vielleicht hier auf der Internetseite vom Förderverein Nordhessische Ahle Wurscht e.V.
Die Ahle Wurscht ist zum kulinarischen Markenzeichen einer ganzen Region geworden und hat es längst in die Feinschmeckerläden der Republik geschafft. Mit der steigenden Beliebtheit nimmt auch die Gefahr zu auf Nachahmungsprodukte zu treffen. Die häufig gummiartigen wurstähnlichen Gebilde haben jedoch nichts mit Ahler Wurscht zu tun.
Über Weihnachten konnte ich meinen Vorrat an Ahler Wurscht wieder etwas auffüllen und so hat es die Wurst aus meiner Heimat dem Ringgau nach Niedersachsen geschafft. Der Ringgau ist eine absolute Ahle-Wurscht-Hochburg und bekannt für viele kleine und mittelgroße Hersteller.
Zur Würdigung der »Ahlen« habe ich eine geräucherte Stracke (=gerade) aus dem Ringgau fotografiert und ein werbliches, minimalistisches Motiv gestaltet:


Die Motive werden veröffentlicht unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.
Eine Antwort auf „Ahle Wurscht“
Hallo Andreas Pfetzing,
schön ihre Seite gefunden zu haben, die Würdigung der echten Ahlen Worscht!
Dass das die Rohwurst der Extraklasse ist, richtig ! Dass vor allem Zeit drinsteckt, mann wie oft sag ich das Leuten an unserem marktstand. Nicht “best before”, sondern “best after”!
Ich hab in Witzenhausen Landwirtschaft studiert (1987), bin Metzgersohn, und zusammen mit anderen haben wir die Wurscht gerettet, indem wir das SlowFod-Convivium Nordhessen gegründet haben. Das war ca 2003/4. Der Markt in MEG geht auch auf meine Kosten.
Inzwischen hats auch der HR gerafft. Allerdings muss ich sagen dass der aus SlowFood hervorgegangenen Ahle-Wurscht-Verein schwierig ist. Es sind fast nur Leute Mitglied, die NICHT selbst schlachten, auch welche, die den neuen Celluslosedarm verwenden indem die Wurscht zu schnell trocknet, usw… andere werden ausgegrenzt. Es menschelt halt… saumässig.
Ungeachtet dessen verkaufen wir am die echte Ahle von einem metzger der ohne fremden Schlachthof auskommt-mit wachsendem Erfolg. Demnächst werden wir ausser dem Schlachtekurs mit Worscht selber machen auch Wurscht-Art-Events in Mannheim oder Koblenz anbieten. Die Idee von Hendrik Haase, zur AW was zu machen ist übrigens beim ersten Wurschtekurs entstanden…
http://www.ahle-wurscht-shop.de/wurst-selbst-gemacht.html
Wäre schön was von Ihnen zu hören!
Gruss von der schönen Nahe !
Bernd Socher